Giebelgestaltung am Neuen Rathaus in Einbeck

Juli 2015

streetart-meile-einbeck-2015-rathaus-022Ein besonderes Event und Highlight für mich war dieses Jahr die Street-Art-Meile in Einbeck. Die von YoungArt in Einbeck zum zweiten Mal organisierte Veranstaltung habe ich besonders ins Herz geschlossen und ich werde 2016 auch intensiv mit an der Organisation arbeiten. 2014 habe ich dort eins meiner Lieblingswerke gemalt: den Schimpansen.

Nun aber zu diesem aufregendem Jahr: Im Vorfeld hatte ich schon länger mit Martin Keil, dem Hauptorganisator, über mögliche Wände gesprochen. Mein Kredo für ihn: je größer, umso besser! Mit diesem Vorsatz ging er dann offensiv auf die Stadtverwaltung zu und organisierte tatsächlich den weithin einsehbaren 5-Stockwerke hohen Giebel direkt am Neuen Rathaus von Einbeck.

Jetzt musste ich ein fähiges und interessantes Team zusammenstellen um ein Kunstwerk zu schaffen, das für Aufsehen sorgt. Ich wollte unbedingt wieder mit René Schneider von unikat-colors malen, nach dem wir Ende letzten Jahres in Remscheid so perfekt harmonierten. Dann hatte ich schon länger vor, mich mit einem Künstler zu treffen, der immer wieder durch seine Fähigkeiten und seine außergewöhnlichen Bilder auf sich aufmerksam machte: Norm (ab_artig). Zu guter Letzt holten die beiden dann noch ihren Kumpel Coke ins Boot, der mich mit seinen Schriftzügen auch schon begeistert hatte. Nach vielen Telefonaten und Chats fügten sich unsere Ideen dann langsam zu einem Konzept zusammen.

Leider kam es zu Problemen, denn nachdem unser Entwurf fertig war, hieß es trotz vorheriger Zusage künstlerischer Freiheit, dass unser Motiv so nicht am Rathaus umgesetzt werden kann. Einige Damen und Herren im Rathaus waren wohl der Meinung das Affen am Rathaus zu unglücklichen Assoziationen führen könnten. Wir konnten uns diese Sorgen nicht wirklich erklären und waren ziemlich angefressen unser Konzept so kurz vorm Start noch mal umändern zu müssen. Zumal die Farben auch schon bestellt waren. So war es auch für YoungArt eine blöde Situation. Letztlich fanden wir einen Kompromiss und es ging am Freitag früh dann endlich mit zwei großen Steigern los .

Die folgenden drei Tage waren sehr anstrengend und erforderten eine perfekte Abstimmung untereinander weil große Teile der Wand nur mit den Steigern zu erreichen waren und somit meist nur 2-3 Personen gleichzeitig malen konnten. Das brachte uns am Ende noch in etwas zeitliche Bedrängnis, da 280m² in 3 Tagen auch wirklich ambitioniert waren. Wir hatten aber zumindest Glück mit dem Wetter und bis auf einen Schauer am Sonntag blieben wir verschont vom angekündigten Dauerregen.

streetart-meile-einbeck-2015-rathaus-049Die Bewohner und Passanten waren ziemlich erstaunt was für ein großes Kunstwerk in ihrer kleinen Stadt gemalt wurde. Die meisten waren jedenfalls voller Komplimente für uns und das Werk. Am Ende gab es zwar auch kritische Stimmen, aber Kunst kann nun mal nicht jedem Gefallen und das ist auch gut so. Wir hatten trotz aller Schwierigkeiten eine Menge Spaß und freuen uns schon auf das nächste Mal in Einbeck.

Das Mural selbst soll dazu anregen, sich den zweifelsohne bestehenden Unterschied zwischen der realen und der digitalen Welt zu vergegenwärtigen. Ist ein gestochen scharfes Foto mit dem Smartphone mehr Wert als die Erinnerung an einen besonderen Moment? Entspricht das Bild auf dem Display tatsächlich der Realität? Wie nimmt jeder Einzelne die Zerstörung unserer Umwelt wahr? Fragen, die unser soziales Umfeld genauso betreffen, wie den Zustand unserer Welt im Ganzen. Der Schriftzug “What’s real?” verdeutlicht diese Fragestellung.

Ein großer Dank geht hiermit auch wieder an die Orga um Martin, Eileen, Stixi und Uwe. Ihr seid die Besten und es ist immer wieder erstaunlich was ihr alles bewegt in dieser Stadt. Auf das nächste Jahr.