S-Bahnunterführung in Empelde komplett durch Schüler umgestaltet

Mai 2016

Die tristen Flächen vor der Gestaltung.

Die tristen Flächen vor der Gestaltung.

Bereits im letzten Jahr leitete ich ein Projekt, in dem eine Kunstklasse der Marie-Curie-Schule die Möglichkeit bekam, einen Teil der Gleisunterführung der S-Bahnhaltestelle Empelde zu gestalten. Da das Projekt über Spenden finanziert wurde, konnten wir nur gut die Hälfte der Flächen bemalen, da Budget und auch die Zeit nicht ausreichte die großen Flächen komplett zu gestalten. Mehr zu diesem Projekt und die Hintergründe erfahrt ihr hier.

Das Ergebnis kam jedenfalls super bei der Öffentlichkeit, der Schule, der Stadt und dem Hauptsponsor (die Energie- und Wasserversorgung Ronnenberg GmbH (EWA)) an, so dass relativ schnell bei mir nachgefragt wurde, ob die restlichen Flächen denn nicht von einer anderen Klasse auch bemalt werden können.

Leider kamen uns Projektwochen, Feiertage, Klassenarbeiten und Ferien doch arg in die Quere und so hatten wir tatsächlich nur zwei Unterrichtseinheiten zur Konzeption des Projektes. Nachdem ich den Schülern meine Person und Arbeit und in diesem Zusammenhang auch die Geschichte und Herkunft der Graffiti und Hip-Hop Kultur näher gebracht hatte, übten die Schüler unter meiner Anleitung dann Graffiti Schriftdesign und ich erläuterte die Herangehensweise und Arbeitsweise für eine große Konzeptwand.

Die Unterrichtsstunden waren sehr konzentriert und produktiv.

Die Unterrichtsstunden waren sehr konzentriert und produktiv.

Nachdem die Vorgaben der Auftraggeber und Sponsoren definiert waren, machte die Klasse zur Ideenfindung ein Brainstorming. Auch wurde schon mal die Grundstimmung des Gesamtwerks besprochen und dabei auch Rücksicht auf die bisherigen Gestaltungen und deren Thematik gelegt.

Als Hausarbeit machten sich die Schüler dann auf die Suche nach möglichen Motiven und arbeiteten Skizzen aus. Diese wurden beim nächsten Zusammenkommen gemeinsam besprochen und jeder konnte seine Ideen und Meinungen dazu mitteilen. Somit entstanden viele Übereinstimmungen, aber auch Diskussionen über favorisierte Motive. In dieser Unterrichtsstunde fügten wir dann auch gleich ein Gesamtkonzept zusammen und besprachen wo welches Motiv Sinn ergeben würde. Dabei war allen wichtig, zwar die Thematik der anderen Flächen aufzugreifen jedoch auch nicht einfach nur fortzuführen, sondern Abwechslung zu erzielen.

Zunächst entstand die Idee einen Globus zu zeigen, der von Händen gehalten wird. Dann kam immer wieder die Idee auf, zerstörte Natur/Umwelt darzustellen. Da wir aber auch nicht eine negative und traurige Grundstimmung haben wollten, war es wichtig nicht zu viel Fläche mit solchen Motiven zu zeigen. Aus der Idee Puzzle-Teile als zerbrechende Welt zu zeigen, kam dann der Plan in diesen kleinen Teilen immer mal wieder zerstörte Welt oder Industrialisierung darzustellen. Um einen Übergang vom vorherigen Bild mit der Landschaft und dem jetzt geplanten Weltraum zu schaffen, musste eine Trennung her. Einen Astronaut fanden alle gut und ich habe dann noch einen Affen ergänzt um das ganze etwas künstlerischer und auch vielschichtiger von den Interpretationsmöglichkeiten zu machen. Das Logo des Hauptsponsors, der EWA, wird auf dem Anzug des Astronauten gezeigt. Der Spruch „Es liegt in unserer Hand“ greift klassische Graffiti Elemente auf und dient als Versinnbildlichung der gezeigten Motive.

Ein Teil der fertigen Unterwasserwelt.

Ein Teil der fertigen Unterwasserwelt.

Auf der linken Seite lag es nahe, die Unterwasserwelt, die dort mit dem großen Fisch im Tunnel grade erst beginnt, fortzuführen. Dazu haben viele Schüler Skizzen mit Korallen, Fischen und Wasserschildkröten angefertigt. Um wieder ein Bild zu schaffen das zum Nachdenken anregt, kam die Idee die Wasserwelt „austrocknen“ zu lassen und in eine Wüste überzugehen. Ich fand es müsste noch ein Schriftzug hinzukommen und ein Schüler hatte die Idee mit einem Flugzeug welches ein Banner mit der Aufschrift „Unsere Erde – Unsere Verantwortung“ hinter sich her zieht.

Der flache Teil auf der REWE-Seite war dann noch mal mit regionalen Motiven vorgesehen. Hier hatten die Schüler die Idee verschiedene Jahreszeiten darzustellen. Die Trennung wurde dann mittels Blättern erreicht, welche ich aber während der Entwurfserstellung mit Tieren und Pflanzen tauschte. Leider waren die Flächen dieses Mal zum großen Teil sehr flach, was mich bei der Ausarbeitung des endgültigen Entwurfes dazu zwang, einige Änderungen an den Motiven und konzeptuellen Ideen der Schüler zu machen.

Die flache Wand wurde mit regionaler Tieren und Pflanzen bemalt.

Die flache Wand wurde mit regionalen Tieren und Pflanzen bemalt.

Die fachgerechte Vorbehandlung übernahmen wieder ich und meine zwei Kollegen Kevin Lasner und Moritz Harzendorf und wir färbten den Hintergrund mit Fassadenfarbe ein. Am nächsten Tag ging es dann für die Schüler los. Diesmal war die Umsetzung auf einen ganzen Tag gelegt und die Nachwuchssprayer erstaunten uns mit einem Einsatz und einer Geschwindigkeit, die wir so nicht erwartet hatten. Eigentlich hatten wir Zweifel an diesem einen Tag überhaupt alles fertig zu kriegen, doch kurz nach Mittag waren schon fast alle Motive fertig und wir konnten uns am frühen Nachmittag auf Details an der flachen Wand konzentrieren. Um 16 Uhr war alles fertig und viele Schüler helfen noch beim Aufräumen, bevor die Presse uns dann interviewte und die Bürgermeisterin noch einige begeisterte Worte von sich gab.

Es war wieder ein spannendes Projekt und die Wand wird sicher lange viel Freude in Empelde auslösen in diesem vormals dunklen und nicht besonders ansehnlichen Tunneldurchgang. Vielen Dank an die Stadt Ronnenberg, insbesondere Frau Unterricker und Frau Brümmendorf, die Lehrerin Frau Kick, meine beiden Sprüher-Kollegen und vor allem die Schüler des Kunstkurses der MCS. Ihr habt Großes geleistet!