21 internationale Künstler gestalten alten Weltkriegsbunker um
Juli/September 2019
Im Frühjahr 2019 bekam ich eine Nachricht von Fredda Wouters, die ein ganz besonders Projekt plante. Unter dem Leitthema „Ein Schutzraum für die Menschlichkeit“ lud sie 21 internationale KünstlerInnen ein, eine Woche lang einen alten Bunker in Kreefeld zu gestalten. Tatsächlich war ich zunächst total überrascht, da ich einer der wenigen Eingeladenen war, die überhaupt mit Sprühdose arbeiten. Auch machten mich die Namen der anderen Künstler etwas nervös, da sie teilweise wirklich weltbekannt sind. Für mich war aber die größte Überwindung, dass im Bunker nicht mit Sprühlacken gearbeitet werden durfte. Ich hatte ein wenig Zweifel, ob ich mit dem Pinsel meine Arbeit zu meiner Zufriedenheit umsetzen konnte. Ich konnte aber auch nicht Nein zu so einer Chance sagen und abseits der eigenen Komfort-Zone zu arbeiten, ist eigentlich immer gut für den persönlichen und auch künstlerischen Horizont.
Wir hatten eine Woche Zeit um unser Werk zu vollenden. In dem Bunker war es sehr kühl, recht dunkel und absolut windstill. In der Woche war es extrem heiß in Kreefeld und es war jedesmal wie eine andere Welt, in die man eintrat. Das Gruppengefühl war wirklich toll und man tauschte sich jeden Tag mehrfach bei den gemeinsamen Mahlzeiten aus. Die Künstler kamen aus der ganzen Welt und es war eine tolle Atmosphäre untereinander.
Beim Planen meines Konzeptes wollte ich unbedingt einen persönlichen Bezug herstellen. Ich hatte ein paar Monate zuvor bereits das vierte mal das südafrikanische Township Gugulethu besucht (übersetzt: Unser Stolz). Über meinen zweiten Besuch dort, habe ich in meinem Blog bereits berichtet.
Da ich als Kind für einige Zeit in Südafrika gelebt habe, verbindet mich immer noch viel mit diesem Land. Ich wollte schon lange eine Installation machen, die meine Kunst in den dreidimensionalen Raum bringt. So kam ich beim Ansehen meiner Fotos aus Gugulethu auf die Idee, ein Kind als zentrales Element meines Werkes zu setzen.
Doch irgendwie fehlte mir noch ein Titel und auch eine tiefere Bedeutung. Der bekannte Sänger Johnny Clegg war kürzlich verstorben und ich hörte mir einige seiner Lieder an. Dabei fiel mir ein Song auf, der meinem Bild eine perfekte Bedeutung verlieh. “One man one vote“
Die Ungerechtigkeit, Korruption, aggressive Politik und Schere zwischen Arm und Reich ist auch nach Ende der Apartheit 1989 noch immer sehr groß in Südafrika. Im Hintergrund meines Bildes sieht man die Beiden Berge Tafelberg und Lionshead, aus der Perspektive des Townships – also nicht aus der bekannten Touristenperspektive. Die Nationalblume Südafrikas, die Protea umrahmt das Bild. Der Junge im Vordergrund trägt eine Krone – ein in der Graffiti Kunst häufig verwendetes Stilmittel um Charaktere hervorzuheben, denn es geht um die Kinder und die Zukunft des Landes. Das Kind malte ich auf eine Holzplatte, die ich aussägte und dann vor Ort an einem Seil aufhing. Zuletzt platzierte ich noch Wellpappen und einiges an Müll und Steinen auf den Boden.
Was die Ausstellung noch mal besonders spannend machte, war die Idee der Kuratorin Fredda, die einzelnen Werke in einer Art Beziehung und bestimmten erzählerischen Reihenfolge zu präsentieren. Dazu erklärten alle Künstler ihre Idee und Fredda formte daraus eine Art Geschichte die man dann als Besucher von der Führerin erzählt bekam. Durch die Verbindung und thematische Aneinanderreihung der Kerngedanken der Künstler, konnte so ein internationaler Künstlerdialog zu aktuellen Gesellschaftsthemen als ein Gesamtkunstwerk sichtbar und erlebbar gemacht werden.
Für mich ist dieses Projekt ein absolutes Highlight meines künstlerischen Schaffens. Unter solch weltbekannten Künstlern an einem so besonderen Ort, bedeutungsvolle und persönliche Kunst für die Öffentlichkeit zu schaffen, erlebt man nicht oft. Vielen Dank an Fredda für die Einladung und alle Künstler für diese unvergessliche Woche!
Edgar Müller aus Bad Ems: „Ich frage mich wie können wir die Menschheit noch retten, wenn heutzutage die Würde des Menschen so wenig wert scheint? Ich bin total Hoffnungslos.“
Gregor Wosik aus Mönchengladbach: „Das stimmt, täglich werden weltweit Menschen im Stich gelassen, die Hilfe benötigen. Wir müssen die Mauern und Grenzen verschwinden lassen, die die Menschen voneinander trennen.“
Fabio Fedele aus Rovigo, Italien: “ Jeder von uns kann und muss selbst entscheiden, ob er sich positiven oder negativen Gedanken und Botschaften hingibt.“
Ruben Poncia aus Utrecht, Niederlande: „Manches, was zunächst positiv und anziehend wirkt, wie z.B. der Nationalismus und Populismus,kann im nächsten Schritt zur Gefahr werden. Man muss sich deshalb auch die Konsequenzen des eigenen Denkens und Handelns bewusst machen.“
Victor Splash aus St. Petersburg, Russland: „Ich weiß, dass es möglich ist, starre Strukturen zu verändern und aufzubrechen.“
betont.es aus Krefeld: „Man kann Einflüsse sowohl ein- als auch ausklammern und dadurch einen Schutzraum schaffen.“
Adry del Rocío aus Guadalajara, Mexiko: „Und Schutz benötigen vor allem die Kinder, die keine Wahl haben, in welcher Umgebung sie aufwachsen.“
Alex Maksiov aus Kiev, Ukraine: „Ich glaube der einzige Ort, an dem die Menschlichkeit Schutz findet ist der Kopf.“
Alex Tubuku aus Krefeld:“ Auch die Ideen finden hier Schutz.“
Marya Kudasheva aus St. Petersburg, Russland: „Das stimmt und ich habe das Gefühl ich muss mir einen Bunker in den Kopf bauen, damit ich meine von der Informationsflut überschwemmten Ideen und Gedanken schützen kann, um originell zu sein und mich auf relevantes fokussieren zu können.
iVann Garc aus Guanajuato, Mexiko: „Für mich persönlich stellt sich in diesem Bunker vor allem die Frage, warum gibt es Kriege und Kampfsoldaten. Warum gibt es Konflikte zwischen Ländern und Menschengruppen, worunter vor allem die Minderheiten der Gesellschaft leiden?“
Floya Jam aus Toulon, Frankreich: Es wäre tatsächlich schön, wenn alle Menschen sich auf ein friedliches Universum einlassen würden und die Menschen, die friedliche Momente erleben auch dankbar dafür sind, dass es ihnen gut geht.
Danila Shmelev aus Moskau, Russland: „Leider ist es aber so, dass zahlreiche Kinder und Menschen täglich physische und psychische Gewalt erleben.“
BeNeR1 aus Garbsen bei Hannover: „Leider ist es auch so, dass zahlreiche Kinder in Armut leben und kaum Perspektiven haben.“
Carlos Alberto aus Guadalajara, Mexiko: „Ich wünsche mir eine Welt, in der wir lernen in Harmonie mit den Menschen und auch mit der Natur zu koexistieren und beides schützen, denn unser Planet ist der wichtigste Schutzraum der Menschheit.“
Case Maclaim aus Frankfurt a M.: „Ich habe das Gefühl, dass weltweit wieder alles so sehr unter Druck steht, dass wir nur noch auf den Knall warten.“
Kerim Musanovic aus Sarajevo, Bosnien Herzegovina: „Vieles ist bereits zerstört, aber es gibt einige wenige die die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben und für eine bessere Zukunft kämpfen und ihre Ideen, Visionen und Möglichkeitsräume aufzeigen.“
Jarek Tubuku aus Krefeld: „„Es gibt noch Menschen, die ihre Sorgen, Wünsche, und Träume klar und deutlich formulieren und verbreiten.“
Oldhaus aus Neuss: „Es gibt auch noch Menschen, die vorurteilslos und offen den Kontakt zueinander und den Dialog miteinander suchen.“
Hoker One aus Mönchengladbach: “Vielleicht schaffen es die Menschen ja, ihre Verbindung zueinander und zur Natur zurückzufinden und einen anderen Weg einzuschlagen.”
Fredda Wouters aus Kevelaer: „Ich glaube, nur wenn die Menschen diese Verbindung wiederfinden, dann ist Veränderung möglich und es gibt auch wieder Hoffnung!“